Montag, 2. September 2013

Celtic Impressions Teil IV: Mutprobe

hills of slane, Ruinen der Klosterkirche

Die Legende besagt, dass die Fir Bolg König Sláine mac Dela an diesem Ort begraben wurde

Essen im Ausland fetzt. Überall schmeckt es anders und ich probiere auch das exotischste Zeugs. So bin ich in meinem bisherigem Leben schon zu ausgefallenen Gaumengenüssen gekommen mit all seinen angenehmen und unangenehmen Nebenwirkungen.
Ich sitze also bei irischen Junggesellen in der Küche und sie wollen deutsche Küche essen. Na gut... da will ich mich nicht lumpen lassen und überlege mir... dass ich erstmal Frikadellen brate... dazu gibts Kartoffelbrei und Gurkensalat. Was heißt jetzt Gurke auf Englisch?

In meinem Kopf ist bezüglich dieser Vokabel ein Loch. Ich erkläre also… dass ich ein long and green vegetable brauche…besser noch zwei und Hackfleisch. Wir fahren Richtung Bookmaker… die Gegend kenne ich ja schon und ein paar Kilometer weiter denke ich… mich laust der Affe. Aldi und Lidl sind hier und ich weiß nicht… ob mir die Globalisierung in diesem Moment gefällt. Wie schön waren doch die Zeiten… als man im Ausland im Laden stand und sich gefragt hat… was wohl in den Verpackungen steckt und wie es schmeckt. Die Iren freuen sich über mein blödes Gesicht und ärgere mich… lasse mir aber nichts anmerken. Ja ok hier bekomme ich cucumbers… die Gurkenvokabel ist mir nun inzwischen geläufig… Kartoffeln haben wir schon beim Bauern an der Strasse mitgenommen … und nun fehlt noch das Hackfleisch. Hackfleisch heißt mincemeat aber Aldi hat nur welches von der cow… das vom pork ißt kein Ire. Ich ziehe ne Schnute und bin entäuscht.  Also fahren wir zur Schlachterei unseres Vertrauens… sie liegt bereits im county Louth
Der zwei mal zwei Meter große Verkaufsraum bietet nur Platz für wenige Kunden aber wir passen rein. Zwei junge Kerle mit strengem Seitenscheitel und weißen Gummischürzen schmeißen den Laden. Tierhälften hängen im Laden am Haken… in der Auslage liegt Rind und Lamm… sowie eine Schweinelende. Passend zum Ambiente verlange ich im Imperativ mincemeat vom porc. Bekomme ich ... aber ich soll erzählen… was ich damit vorhabe. In meinem Grottenenglisch schildere ich blumig die Herstellungsweise von Frikadellen… währenddessen leiert Schweinefleisch durch den Wolf.
Auf dem Heimweg reift in mir ein fieser Essens-plangedanke. Euch irischen Junggesellen werde ich gleich auf eine Mutprobe deutscher Art stellen.
Wir sind zurück in Slane und ich verziehe mich mit meinem diabolischem Grinsen in die Küche. Ich schneide Brot ab… schmiere das rohe Schweinemett drauf… dazu Pfeffer und Salz und ordentlich Zwiebeln. Im Junggesellenhaushalt wird wohl heut nacht der Ventilator angestellt werden müssen.
Die Appetizer sind fertig… alle kommen angerannt und sind geschockt. Ekel und Entsetzen machen sich breit. Man kann doch kein rohes Fleisch essen… igitt… alle winden sich und haben angeblich keinen Hunger. Aber mit der Köchin ist nicht zu spaßen… es muss gegessen werden… sonst bin ich beleidigt. Georg brüllt unten aus der Patisserie… dass er auch son Brot will. Er ist ja auch Deutscher und kann Torten nicht mehr sehen. Georg und ich gehen mit gutem Beispiel voran und essen Mettbrot. Die anderen überwinden sich auch. Geht doch… ich bin zufrieden. Vorsichtig beißen sie in die Brote… es könnte ja noch leben und grunzend wegrennen. Ich bin hochzufrieden und auch stolz auf alle.
Gurkenhobel gibt es in Irland nicht. Logisch… Gurkensalat ist hier unbekannt. Mit dem Kartoffelschäler hobele  ich hauchdünne Scheiben runter… es geht besser als gedacht und der Gurkensalat wird fertig. Die Kartoffeln kochen schon lange und sind gleich gar. Ich beeile mich mit den Frikadellen. Das Essen kommt gut an… alle hauen ordentlich rein und sind froh… dass das mincemeat diesmal gebraten ist.
Aber natürlich wird auch für mich gekocht. Es gibt Irish Stew und das wird echt überhaupt nicht gewürzt… wie auch das ganze andere irische Essen. Manchmal muss ich heimlich nachsalzen aber im Großen und Ganzen schmeckt es mir.  

Das Rezept für Irish Stew geht so:  
  • Rindfleisch (oder Lamm) in Würfel schneiden und gar kochen
  • Dazu Möhren... Stangensellerie... Zwiebelwürfel ... Kartoffeln... Tomaten... alles in große Stücke und ab in den Topf... mann kann ruhig Maulsperre von den Stücken bekommen... egal
  • Eine Zitrone halbieren und beide Stücke komplett mit kochen...bis das ganze Fruchtfleisch raus ist.... das ist die ganze Würze.
  • Alles gar kochen... fertig  

3 Kommentare:

  1. Gegen Deinen Bericht kann jede Kochsendung einpacken! Auf den Gedanken, dass man in anderen europäischen Ländern kein Schweinemett ißt, wäre ich im ganzen Leben nicht gekommen. Du solltest Dir jetzt schon mal Gedanken machen, Deine Erlebnisse vielleicht in ein Buch zu packen. Wünsche Dir weiterhin die schönsten Essensabenteuer.
    LG Tanja

    AntwortenLöschen
  2. hihi...lach... vielen dank für die nette rückmeldung. ichsollte ja auch dort bleiben,auf wunsch, weilman essen soprima geschmeckt hat.

    AntwortenLöschen
  3. Na ja... in Irland geht die Liebe bestimmt auch durch den Magen. ;o) Ach ja, ich wollte noch gesagt haben, dass ich bei dem Grobgewürfelten auch etwas schmal geguckt hätte. Das wäre dann inklusive der ausgekochten Zitrone für mich die geschmackliche Mutprobe gewesen. :oD

    AntwortenLöschen