Sonntag, 26. Dezember 2010

2. Weihnachtsfeiertag..... Geschichten zum Vorlesen: "Wasserfasching"

Könnt Ihr Euch unter Wasserfasching etwas vorstellen?

Es klingt seltsam aber als Grundschulkind, hatte ich die Gelegenheit so etwas zu erleben. Und das war so:

Unsere Mutter als ehemalige Rettungsschwimmerin und Steuerfrau eines Ruderteams hatte beschlossen, dass wir einen „vernünftigen“ Schwimmstil erlangen sollten.
Schon im Kindergarten hatten wir Brustschwimmen erlernt und zuerst das Schiffchen*  und später die erste Stufe** erschwommen.

Nun sollte es weiter gehen. In der städtischen Schwimmhalle wurden wir im Schwimmverein eingetragen und gingen ab da, hier einmal wöchentlich schwimmen. Rückenschwimmen, Crawl, Lagen wurden trainiert, sowie Wenden und bahnenlanges Tauchen.

Als die Faschingszeit näher rückte, wurde in der Schwimmhalle aufgerüstet. Es wurde dekoriert und an alle erging die Einladung zum Wasserfasching.
Eins war klar: ohne Kostüm brauchte man dort nicht zu erscheinen.

Und so machte sich Mutter ans Werk und nähte Spitze an meinen Badeanzug. Das sah wunderschön aus und ich fühlte mich mal wieder in meiner Einbildung bestätigt, eine Prinzessin zu sein… diesmal eben eine Wasserprinzessin. Auch mein Bruder wurde ausgestattet und wir fieberten der Veranstaltung entgegen.

Endlich war es soweit.
Als wir in der Schwimmhalle ankamen lief schon laute Musik, Partystimmung war angesagt. Alle hatten sich verkleidet. Viele hüpften mit Pyjama ins Wasser, andere in voller Montur. So schön wie ich, sah natürlich keiner aus… jedenfalls meiner Meinung nach.

Mit einer Polonaise wurde die Klamaukveranstaltung eröffnet.
Um das 50m-Schwimmbecken ging es herum und wir plärrten alle lauthals mit. Dann ging es weiter. Der Aufforderung mit einem lustigen Sprung vom Startblock zu springen, kamen wir umgehend nach, jeder wollte den anderen übertreffen. Unter Gejohle, komischsten Verrenkungen und möglichst grotesken Fratzen hüpften wir vom Startblock ins Becken und das Wasser spritzte in alle Richtungen.

Die Hauptattraktion war ein Fass. Von Anfang an hatte es an der Seite gestanden und keiner durfte hereinschauen. Schon die ganze Zeit fragten wir uns, was wohl darin wäre aber es wurde streng bewacht und unsere Versuche, trotzdem hineinzuschauen, abgewehrt. Nun wurde es vorgeschoben und der Deckel abgenommen.
Im Fass befanden sich lauter lebende Karpfen, die nun ins Becken gekippt wurden.
Wer fix genug war und geschickt, sowie gut tauchen konnte hatte nun die Gelegenheit einen Karpfen fangen zu können.

Ich habe ein Weilchen überlegt, ob ich wirklich ins Wasser springen soll. Ein bisschen Ekel aber auch Feigheit mussten dafür überwunden werden und so sprang ich. Redlich habe ich mich abgemüht, einen Karpfen zu fangen aber ich kam nicht mal in die Nähe von einem.
Andere wiederum hatten sich schnell einen geschnappt, da konnte ich nur noch staunen
So bin ich an diesem Tag ohne Karpfen nach Hause gekommen und auch mein Bruder hatte keinen ergattert.

Verhungert sind wir trotzdem nicht und Karpfen blau war weiterhin unser traditionelles Neujahrsgericht.

Rückblickend muss ich oft schmunzelnd an diese Sause denken und ich frage mich, ob so was bei den heutigen Hygienevorschriften auch noch möglich wäre.

Wer sich jetzt fragt, ob ich das alles erfunden habe: „ Es hat sich genauso zugetragen, in der Weimarer Schwimmhalle, Mitte der 70er...“
*Schwimmen bis zur „Weissen Kachel“, ca 25m
** Vergleichbar mit dem Seepferdchen

2 Kommentare:

  1. Man hat die Fische tatsächlich ins chlorverseuchte Wasser gekippt? oO Es gab Leute die es im Schwimmen mit einem Fisch aufnehmen können? Und was ist mit den Fischen passiert die man nicht gefangen hat, durfte man die dann angeln? :D oder sind die qualvoll verendet wegen dem Chlorgehalt? :/
    Da musste du nochmal etwas ausschweifen :P

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  2. Alle Fische sind gefangen worden und zwar innerhalb von wenigen Minuten. Und geendet sind alle im Kochtopf oder inder Pfanne.....:-)))

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